TÜV Rheinland InterTraffic hat den Auftrag erhalten, einen Standard für Wasserstoffanwendungen in Schienenfahrzeugen zu entwickeln. Bisher mussten sich die Behörden bei der Konformitätsbewertung auf technische Vorschriften und Normen aus der Automobilindustrie stützen.

Auftraggeber ist das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung unter dem Dach des Eisenbahnbundesamtes. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwölf Monaten. In dieser Zeit sollen die TÜV-Experten konkrete Vorschriften und Normen für die Zulassung von wasserstoffbetriebenen Schienenfahrzeugen erarbeiten. Ziel sei es, die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zu erleichtern und das Zulassungsverfahren zu vereinfachen, so der TÜV.

Im ersten Schritt werden die Techniker alle relevanten nationalen und internationalen Vorschriften und Normen, die für Wasserstofffahrzeuge und Brennstoffzellensysteme gelten, mit Blick auf den Bahnbereich prüfen.

Im zweiten Schritt soll ein Entwurf für eine bahnspezifische Norm erarbeitet werden, um Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien zur Stärkung alternativer Antriebe im Schienenverkehr zu ermöglichen. Während Länder wie die Schweiz über ein weitgehend elektrifiziertes Bahnsystem verfügen, ist das deutsche Netz aufgrund der schleppenden Modernisierung auf etwa 40 Prozent der Strecken noch auf Diesel angewiesen. In Großbritannien sind nur etwa 42 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert.

Die Entwicklung von Standards ist auch deshalb notwendig, weil zunehmend alternative Antriebssysteme auf der Schiene getestet werden. Beispiele für neu entwickelte BZ-Züge sind das Modell Cordia iLint von Alstom. Versuche laufen in Deutschland, Italien, Österreich und Großbritannien sowie in den Niederlanden. Dort haben Alstom und die Verkehrsbetriebe von Groningen in einem Versuch im Oktober bereits festgestellt, dass Wasserstoffzüge eine brauchbare Alternative sind, um Diesellokomotiven vollständig zu ersetzen.

Um entsprechende Normen für Brennstoffzellenzüge zu entwickeln, will der TÜV ein interdisziplinäres Team zusammenstellen. Darin werden auch Experten aus dem sogenannten Wasserstoff-Kompetenzteam des weltweit tätigen Prüfdienstleisters vertreten sein.